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Haselrain: Grundschüler erwerben in der Ferienbetreuung der Ogata ihren Ernährungsführerschein
Von Jule Kristina Frank
Oberbarmen
Trotz Osterferienpause herrscht in einigen Räumen der Offenen Ganztagsschule Haselrain in Wuppertal-Oberbarmen geschäftiges Treiben: 43 fleißige Grundschulkinder in Küchenschürze schälen, schnibbeln und raspeln und bereiten gemeinsam ihr Mittagessen zu.
Mitarbeiterinnen der OGS, darunter auch Schulleitung Sabine Jürgens, unterstützen tatkräftig – eine große Anzahl an Pflastern immer in Griffnähe. Ingrid Schmand, Fachreferentin für Ernährung und Gesundheit vom Verein Ogata, rief das Projekt Ernährungsführerschein nach der Coronazeit ins Leben und nutzt die Ferien, um Schulkindern den Umgang mit Nahrungsmitteln, deren Zubereitung und die Bedeutung einer ausgewogenen und nachhaltigen Ernährung näher zu bringen. „Wir leben in einer Zeit, in der gesunde Essgewohnheiten immer wichtiger werden“, sagt die studierte Ökotrophologin, die im Rahmen des Projekts mit Maßnahmen der praktischen Ernährungsbildung arbeitet.
Die Kinder lernen neben der selbstständigen Essenszubereitung auch Hygieneregeln, Küchenutensilien und zahlreiche Gewürze kennen. Spielerisch können sie zudem den Zuckergehalt bestimmter Lebensmittel erraten.
„In Nutella ist so viel Zucker. Und Fanta ist fast noch schlimmer“, stellt Grundschüler Roni erstaunt fest. Beim Gewürz-Ratespiel errät Moritz sofort, bei welchem Doseninhalt es sich um Senf handelt, den könne er nämlich überhaupt nicht leiden.
Essen selbst zuzubereiten, ist eine wichtige Übung
Einige Kinder tragen bereits erste Pflaster um ihre Finger, stark verletzt hat sich beim Kartoffelschälen aber niemand. Die eigenständige Zubereitung sei eine wichtige Übung, die einige Kinder auch noch bräuchten, erklärt Ingrid Schmand. Neben der richtigen Griffhaltung beim Gemüseschneiden und dem Erwerb der motorischen Kompetenz gehe es auch um das Verständnis der Kinder, dass das Essen nicht immer fertig auf dem Tisch stehe, sondern aus mehreren Komponenten zubereitet werden müsse.
„Ein Kind hat bereits festgestellt, dass das Möhrenraspeln ja ganz schön anstrengend sei. Es ist wichtig, dass sie erkennen, dass das Essen nicht einfach von alleine entsteht“, erzählt Schmand weiter. Jeden Morgen gebe es eine Vorbesprechung, was für Speisen zubereitet werden. Als Nachspeise bereiten die Kinder außerdem Obstspieße und Bananen-Smoothies zu. Das Ziel sei dabei, den Grundschülern mit den gesunden Snacks eine Alternative zu Süßigkeiten aufzuzeigen. Schmand hofft: „Im besten Fall sollen Schokoriegel für die Kinder an Bedeutung verlieren. Sie sollen merken, dass sie leckere Snacks auch ganz einfach selbst zubereiten können.“ In Wuppertal stünde das Projekt leider noch nicht fest im Lehrplan der Schulen, wie es in umliegenden Regionen bereits der Fall sei.
Die Kinder haben viel Spaß bei der Essenszubereitung, wenn auch nicht ausnahmslos: „Ich hasse kochen, meine Mama macht das zu Hause und ich spiele währenddessen“, beschwert sich ein Viertklässler. Die beiden Zehnjährigen Katherina und Hafsa kennen sich dagegen schon gut auf dem Gebiet aus. „Wir sind eigentlich schon Profis“, erzählt Katherina stolz. Beide wüssten auch, dass man am Tag nicht so viel Süßes essen dürfte, weil man sonst schlecht ernährt sei – eine „Handvoll am Tag“ Süßes sei aber schon in Ordnung. „Kartoffeln sind mein Leibgericht“, sagt Moritz und freut sich deswegen umso mehr auf das gemeinsame Mittagessen.
Er erzählt, dass er ebenfalls schon zu Hause beim Kochen helfe. In den kommenden Tagen lernen die Kinder beispielsweise, wie ein Hefeteig hergestellt wird. Ihren Ernährungsführerschein erlangen die Schüler dann nach Abschluss einer kurzen theoretischen Prüfung, in der sie unter anderem Fragen zur Ernährungspyramide, zu verschiedenen Brotsorten, zu Komponenten eines guten Pausenfrühstücks und zu Hygienemaßnahmen beantworten. Erstklässler bekämen dabei noch etwas mehr Unterstützung – schließlich solle niemand ausgeschlossen werden und jedes Kind stolz mit einem Ernährungsführerschein nach Hause kommen.
Foto: Anna Schwartz